Das erste Mal, als ich ihn neulich sah,
war ich sicher, dass er ein Reiher war.
Das zweite Mal bei Sonnenwetter
schien er mir jedoch viel heller zu sein:
ein Silberreiher allein und stolz –
Nach zwei Wochen war er immer noch da,
der Platz war scheinbar ohne Gefahr,
im Hintergrund ein Haufen Bretter,
davor zwei Felder im Dämmerschein
noch ungepflegt und farblos, rau, was sollt’s –
Dann wollt ich wissen (ich kam so nah
wie möglich an ihn heran), was wahr
war: War’s der eine? War’s sein Vetter?
Der Vogel schenkte mir klaren Wein
ein, denn er war (schwarz-weiß) ein Storch – aus Holz –
Von Wild, Wald und Waidmannsbildern
Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
Dichterkreis Jagdlyrik, Ausgabe 2020 (Dezember 2019)