Die Ricke kam gerade auf uns zu
nach Äsung suchend langsam und vertraut,
sie sicherte auch in der Abendruh,
nahm eine Blüte hier und dort ein Kraut.

Sie äugte dann und wann in unsre Rich-
tung, einmal längere Sekunden,
dann zog sie, was für uns bedauerlich
war, ins Gebüsch und war verschwunden.

Nach einer Viertelstunde kam sie aus
dem Wald heraus und äugte immer nur
zu uns herüber, wie zu einem Haus,
von dem Bedrohung kam für die Natur.

Doch plötzlich fing sie an zu schrecken
und flüchtete, sie bellte wie ein Hund
ein paar Mal in den dichten Hecken,
dann immer weiter, fern im Hintergrund.

Wahrscheinlich hatten wir uns falsch bewegt,
vielleicht hat’s ebenfalls im Baum geknackt,
auf jeden Fall, wie man zu sagen pflegt,
war sie vergrämt, uns hatte auch an Takt

gefehlt, obwohl es für die Ricken
noch Schonzeit war. So war ihr Schmälen
doch nicht bereit, schnell zu ersticken.
Ein Grund, es Ihnen zu erzählen –

 

Aus grünem Füllhorn
Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
Dichterkreis Jagdlyrik im BJV
Jubiläums-Ausgabe 2017 (Dezember 2016)