Begegnung im milden Februar

Tagsüber hatte es oft geregnet,
es nieselte noch von Zeit zu Zeit.
Auf dem Hügel außerhalb der Stadt

bin ich einem Sprung Rehe begegnet,
die zusammen blieben, nicht weit,
und ästen mal rechts, mal links ein Blatt.

Auf der andren Seite noch ein Sprung
vorm Wald, nach wenigen Augenblicken
das Gleiche: Etwas abseits der Bock

mit dem Gehörn im Bast, ziemlich jung,
dann ließen sich zwei Schmalrehe blicken
auf der Wiese im Winterrock –

Das Waid-Blatt (Jagdschutz- und Jägerverein Kaufbeuren)
Heft Nr. 33-1/2024 (März)

Nachtaktiv

Zwei Dachse schleichen plötzlich aus dem Bau,
ein dritter wurzelt schon nach Untermast.
Im Hintergrund ein Stamm, Gebüsch, ein Ast,
die Nacht ist klar, der Nordwind nicht zu rau.

Der Weidegang nach Fraß beginnt erst jetzt
und dauert oft, bis es aufs Neue hell
wird. Grimbarts suchen ihren Bau dann schnell
auch wieder auf, bevor die Meise schwätzt –

Der Wildhüter
Mitteilungsblatt für Naturschützer, Berufsjäger, Jagdaufseher, Jäger und Falkner
Jahrgang 2024, Nr. 4 (Dezember)

Grüner Alltag

Mit den edelsten Waffen
ein Stück Wild erlegen
und sich an der Trophäe
erfreuen, an dem seltenen Fang,
ist nur die Spitze des Waid-
bergs. Hochsitze reparieren,
neue Kanzeln bauen,
Kirrplätze und Salzlecken vor-
bereiten, Futterstellen schaffen,
Kitze mit Drohnen retten,
um keine Zeit zu verlieren,

beobachten, Stunden lang,
immer wieder, vorm Regen,
auch wenn die Sonne sticht und schauen
zur Ulenflucht, in der Früh, wenn’s schneit,
ob alles in der Nähe
stimmt, und weiterhin hier ganz Ohr
sein, ohne manchen Applaus …

So sehn viele Facetten
im Jahr eines Jägers aus –

Schweizer Jäger
12/24 (November)

Ende Oktober, 18 Uhr 35

Drei Stück Rehwild auf der frisch gemähten
Wiese; unten im Tal der große See;
Sonnenuntergang; der See sieht wie eine
Eisbahn aus und glänzt zu dieser späten
Stunde breit in rubinroter Livree;
auch die Wolken hängen rot an der Leine –

Im Hintergrund, wie eine schwarze Wand,
der Jura, der die Farben zu sich lockt;
zu Holze sind die Rehe gezogen
und bald erhält das Dunkle die Oberhand;
der Schein des Lichtes verblasst; das Helle stockt;
es wird ins Finstere umgebogen –

Schweizer Jäger
11/24 (November)