Jugendliche Neugier

Im Scheinwerferlicht

ein Welpe am frühen

Morgen. Aus der Scheune

schnürend ist er nicht

vergrämt bei Kühen.

Dann wird er durch die Zäune

 

flüchtig. Einige Meter

weiter jedoch verhofft

er kurz vorm nächsten Mais

und wird später

verschluckt, wie oft,

vom schwindenden Schattenkreis –

 

Der Wildhüter

Mitteilungsblatt für Naturschützer, Berufsjäger, Jagdaufseher, Jäger und Falkner

Jahrgang 2018, Nr. 3 (August)

Rückkehr bei Nacht

Ein Stück Rehwild überquert
die Straße jetzt im Scheinwerferlicht,
wir bleiben beide stehn,
es äugt zu mir herüber,
den Motor lass ich einfach laufen.

Ein Bock im Bast um zehn
Uhr dreißig, so lautet der Bericht.
Er taucht am Bretterhaufen
unter, leise, unbeschwert.
Das kurze Treffen ist vorüber –

Das Waid-Blatt (Jagdschutz- und Jägerverein Kaufbeuren)
Heft Nr. 21-1/2018 (Februar)

Zwei Einzelgänger im Winter

In hohen Fluchten kam der erste Reh-
bock aus der Dickung über den Weg und floh
auf den mit wenig Schnee bedeckten
Feldern steil hinunter zu dem kleinen See,
verhoffte kurz und trollte dann dem Wald
entgegen. Ganz spitze Stangen hatte er,
die höher als die Lauscher schienen,
es war, als würde sein Spiegel fliegen –

Nach etwa tausend Metern, wo
mächtige Eschen überwiegen,
zog ein zweiter Bock von der linken Seite her
vorbei an den vergessenen Bienen-
stöcken nahe einer versteckten
Lichtung. Oft warf er auf und wurde rege, sein
Hals war kurz, sein Körperbau gedrungen, bald
verschwand auch er im nächsten Hain –

Neudammerin
Die Jagd
Jahrbuch für Jagdkultur und Geschichte im ländlichen Raum
Nummer 02/2017 (Februar 2018)

Zwischen den Jahren

Am Kamin
tauen Hoffnungen auf
vom Rotwein getrieben.

Sie wollen nichts verschieben,
wandern bergauf,
vertraut
mit der Alltagsfee
bis zum morgigen Termin.

Ein Rotfuchs schnürt ohne Laut
vorbei im blanken Schnee –

Der Wildhüter
Mitteilungsblatt für Naturschützer, Berufsjäger, Jagdaufseher, Jäger und Falkner
Jahrgang 2017, Nr. 4 (Dezember)

Gefährliche Begegnung

Für Peter

Auf dem Weg zurück, zur frühen Morgenstunde,
höre ich ein Geräusch aus Wind und Federn im
Gebüsch: Der Auerhahn, auf den ich gewartet
habe! Ich will filmen, doch er kommt auf mich zu,

wird näher, immer näher, jede Sekunde
näher wie ein Ritter zwischen Erde und Him-
mel im Revier, der mich als Feind betrachtet
und beobachtet misstrauisch, was ich tu‘.

Prächtig sieht er aus, wenn er mit dem großen Stoß
und mit dem Balzkragen sich vorwärts bewegt
und völlig ohne Furcht vor Menschen ein Rad
schlägt. Einen Fichtenast mit Nadeln habe ich

zu meiner Verteidigung, doch erbarmungslos
schnappt er nach mir mit dem Schnabel. Gut aufgelegt
bin ich, dann zwickt er mich, bereit zu jeder Tat,
in den Finger. Es schmerzt wie ein Wespenstich

und blutet etwas. Er bleibt stehn. Ich nehme
Distanz, um bessere Aufnahmen zu machen.
Er dreht sich um in Richtung der hohen Tannen,
nimmt hie und da Steinchen auf und verschwindet.

Ich werde dieses trotzdem sehr angenehme
Treffen, das für mich auch zu den mannigfachen
Aspekten des Lebens passt, nicht verbannen,
weil’s fester mich mit der Ur-Natur verbindet –

Wem sprudelt der Becher des Lebens so reich …
Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
Dichterkreis Jagdlyrik im BJV, Ausgabe 2018(November 2017)