Schnappschuss

Urige Mähne, dunkle Decke,
großer Schneefleck auf der Flanke,
als Waffe auf dem Haupt
auf beiden Seiten eine Schnecke:

Ein starker Muffelwidder steht
vor einem kleinen finsteren Tann
auf seinem Äsungsplatz allein
(das Rudel wird woanders sein).

Er weidet Gras ab und sichert dann
und wann für einige Sekunden,
bevor er langsam zu Holze zieht,
wie ein letzter Tagesgedanke,
der vor der kommenden Nachtruh flieht.

Nun ist der Sonnenschein verstaubt,
ein frischer Luftzug weht
in den neuen Abendstunden –

 

Aus grünem Füllhorn
Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
Dichterkreis Jagdlyrik im BJV
Jubiläums-Ausgabe 2017 (Dezember 2016)

 

September

Ein Fuchs verlässt nicht weit von der Scheu-
ne, wo die Stacheldrähte
stehen, das Maisfeld und folgt bergauf
dem schreienden Kranichflug –

Wiesen warten, nach der Heu-
ernte und nach dem Grummet, auf
weidende Kühe, gemähte
Getreidefelder auf den Pflug –

 

Der Wildhüter
Mitteilungsblatt für Naturschützer, Berufsjäger, Jagdaufseher, Jäger und Falkner
Jahrgang 2016, Nr.3 (September)

Im Garten, 22 Uhr 45

Die Nacht hat einen Fuchs ausgespuckt,
der plötzlich hier wie im Rampenlicht
vorbeischnürt und sein Gebiet markiert.
Vom Kirschenraub hat er profitiert.
Auf einmal ist er nicht mehr in Sicht.
Das Dunkle hat ihn wieder geschluckt –

 

Der Wildhüter
Mitteilungsblatt für Naturschützer, Berufsjäger, Jagdaufseher, Jäger und Falkner
Jahrgang 2016, Nr.2 (Juni)

 

Neujahrswunsch eines Optimisten

Dass die Bergkiefern weiter harzen,
dass die Füchse weiter schnüren,
dass die Ricken weiter mit Kitzen fiepen,
dass bei warmen oder starken Winden
und bei jeder Temperatur
die Meisen weiter piepen

und dass die Menschen alle schwarzen
Gedanken verjagen, ihre Türen
weit öffnen, um den Weg zur Natur
endlich (zurück) zu finden –

 

Das Waid-Blatt (Jagdschutz- und Jägerverein Kaufbeuren),
Heft Nr. 17-1/2016 (März)