Der tanzende Fuchs

war plötzlich da,
und ging,
er war erneut ganz nah
(das war sein Ding),

doch unterm Flieder
verschwand
er wieder,
als wär es zu riskant,

erschien von links
her und verließ
die Stelle allerdings,
obwohl kein Wind mehr blies,

nach rechts, war weg,
kam gleich zurück
aus dem Versteck,
versuchte so sein Glück

und äugte
direkt nach vorn
und überzeugte
sich später vor dem Korn,

dass hier der Abendglanz
auch weiter sann.
Dann fing der Tanz
von vorne wieder an –

Jagd und Natur in Worten fühlen
Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
Dichterkreis Jagdlyrik, Ausgabe 2023 (Oktober  2022)

Begegnung im Sommer

Vom Neuenburger See knapp zehn Kilometer
entfernt und einige hundert Meter nach
den Bauernhöfen des letzten Dorfes stand
ein Gams, wo der Weg zum engen Pass beginnt,

gegen achtzehn Uhr. Das Gams, ob -Bock oder -Geiß,
war zwischen süßen Gräsern ohne Begleiter,
hatte eine rostgelbe Decke, einen Grind
mit wenig gehakelten Krucken und

auch schwarzbraunen Zügeln. Beim Äsen nahm
es Knospen und Kräuter auf, stieg weiter,
sicherte hin und wieder und verschwand
hinter einem Felsen. Die Sonne stach

schon lange nicht mehr, an deren Stelle kam
ein Nieselregen, das Barometer
sank und langsam wurde es dort von Stund zu Stund
düster, wie man’s von einem nassen Sommer weiß –

Jagd und Natur in Worten fühlen
Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
Dichterkreis Jagdlyrik, Ausgabe 2023 (Oktober  2022)

Fragen an Fachleute

Vor kurzem sah ich im Gehege,
es war so hell wie überall,
wie ein Spießer seine nicht
vereckten Stangen am Geweih

eines Damhirschs, der sich nieder-
getan hatte, immer wieder
rieb. Der junge war ganz munter
und sicher, ja, fast selbstbewusst.

War das ein Zeichen von Unter-
werfung? Von mutiger Kampfeslust?
Tat es der geringe Hirsch aus Spaß
oder aus Langeweile im Licht

der Sonne um die braunen Wege?
War es einfach nebenbei,
um dem Schaufler, der im Bett dort saß,
freundlich näherzustehen?

Der alte Hirsch auf jeden Fall
ließ es ruhig geschehen –

Jagd und Natur in Worten fühlen
Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
Dichterkreis Jagdlyrik, Ausgabe 2023 (Oktober  2022)

Schnappschuss auf dem Land

Das dumpfe Geräusch der Kühe
beim Fressen des frisch gemähten
Grases, wenn bereits in aller Frühe
die Bauern mit den Fachgeräten

zum ersten Melken erschienen
sind. Die leisen Rufe und Befehle.
Der Rhythmus der Melkmaschinen
im Takt mit der eignen Seele.

Die Wiese am Rand der Fichten,
wo drei Stück Rehwild äsen ohne
Störung nicht weit von einem dichten
Busch wie in einer Friedenszone –

Jagd und Natur in Worten fühlen
Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
Dichterkreis Jagdlyrik, Ausgabe 2023 (Oktober  2022)