von O Theobald | März 14, 2022 | Das Waid-Blatt
Ein Fuchs kam aus dem Unterholz
und schnürte bis zum Birkenstock,
verhoffend kam er immer näher,
doch trabte er dann wieder in
die Nacht zurück, da etwas störte
auf dem Weg zur Nahrungsquelle.
Wie um zu beweisen, dass er stolz
war und nicht länger unter Schock,
kam erneut er wie ein zäher
Held vorbei, doch ohne Hauptgewinn.
Nach einer halben Stunde hörte
er auf, verließ zuletzt die Stelle.
Das Waid-Blatt (Jagdschutz- und Jägerverein Kaufbeuren)
Heft Nr. 29-1/2022 (März)
von O Theobald | Dez. 1, 2021 | Wer Achtung vor der Schöpfung lebt…
Zwei junge Füchse: Der eine hat
der andere sich niedergetan
zwischen den zwei letzten Reihen.
Beide sind noch wie die Laien
und scheinen, Sommerwärme zu bejahn.
Wahrscheinlich aber findet eine Jagd
nach Beute in der Nacht in Kürze statt.
Zur Zeit sind die Rüden wie unverzagt,
ohne Furcht bis jetzt im Freien.
Es kreist im Himmel ein roter Milan,
von weitem hört man die Glocken der Stadt –
Wer Achtung vor der Schöpfung lebt…
Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
Dichterkreis Jagdlyrik, Ausgabe 2022 (Dezember 2021)
von O Theobald | Dez. 1, 2021 | Wer Achtung vor der Schöpfung lebt…
Links vom Fahrweg ist die Wiese schon gemäht,
dann kommt der Wald im Hintergrund, dessen Schatten
breit ins helle Feldgras fließt. Es ist nicht spät
im grünen Fest, das Frühlingsfarben gestatten.
Ein junger Rehbock mit langen spitzen Stangen
hat schon längst mich wahrgenommen. Er bewegt
sich nicht. Ich lass die süße Luft mich empfangen,
dreh mich manchmal um: Er äugt noch unentwegt,
als wäre er ein festes steinernes Wesen.
Vor der letzten Kurve bleib ich wieder stehn:
Noch immer ist er, wo er vorher gewesen.
Mit der Frage, ob’s normal ist, muss ich gehn –
von O Theobald | Dez. 1, 2021 | Wer Achtung vor der Schöpfung lebt…
In der Nacht war ein bisschen Schnee gefallen.
Es schwieg die Stadt in der Mittagsruh,
still lachten die weißen Dächer.
Ich hatte das Villenviertel oberhalb
des alten Bahnhofs noch nicht verlassen,
als ich sah, nur wenige Meter vorm Wagen,
wie eine Schnepfe eben die platte,
gerade Straße auf einmal durchquerte.
Ob Blaufuß, Bekassine oder Eulenkopf
ist wirklich nicht einfach zu sagen,
da diese Begegnung zu flüchtig war,
doch lange genug, um ohne zu warten,
einen schnepfenartigen Vogel zu
erkennen: auffallend zwischen falb
und beige die rostbraune Färbung,
die großen Augen, der lange Stecher.
Und ich hatte mir gestern keinen Zopf
angetrunken, ich schwör’s, das Ganze ist wahr,
weder Sinnestäuschung noch Eigenwerbung.
War der Vogel, der uns beehrte
und einen so großen Gefallen
tat, ein wildes Tier, das sich wegen
des plötzlichen Schnees, es ist kaum zu fassen,
den Häusern der Kleinstadt genähert hatte
(immerhin sind Wiesen und Felder nicht weit,
der erste Wald zwei Kilometer entfernt),
oder hatte er sich, es spricht nichts dagegen,
bereits aus einer Voliere befreit?
Die Schnepfe jedenfalls, als hätte sie’s gelernt,
verschwand im nächstgelegenen Garten –
Wer Achtung vor der Schöpfung lebt…
Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
Dichterkreis Jagdlyrik, Ausgabe 2022 (Dezember 2021)
von O Theobald | Dez. 1, 2021 | Wer Achtung vor der Schöpfung lebt…
Die schwarze Katze vor der Fenstertür
und mitten auf dem Kiesweg Hühnerknochen.
Der Fuchs, der plötzlich aus dem Clair-obscur
sich etwas holt, ganz einfach, wie versprochen.
Die Katze, die nun Lust hat, was zu fressen
und Platz nimmt, wo die letzten Knochen sind.
Kaum kommt der Fuchs zu seinen Interessen
zurück, springt ihn die Katze blitzgeschwind
mit einem Satze kratzend-fauchend an.
Er flüchtet. Durch die Iris kommt er wieder.
Erneut zeigt ihm die Katze, was sie kann.
Der Fuchs, als wäre ihm der Kampf zuwider,
umgeht das Rosenbeet von linker Seite
und schnürt auf seine Beutestelle zu.
Die Katze spielt auf einmal die Gescheite,
verlässt den Kampfplatz wie in aller Ruh.
Dann raubt der Fuchs die Knochen und verschwin-
det in der Nacht. Die Katze schleicht an Schlehen
vorbei zur Fenstertür und legt sich hin,
als wäre jetzt im Garten nichts geschehen –