par O Theobald | Déc 17, 2018 | Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
Links ein unreifes Gersten-
feld, ganz rechts der Waldesrand
im Abendsonnenschein
und dazwischen die ersten
Kirschen, die aufs gemähte Gras
einsam fallen. Ein Rotfuchs schleicht
am Fuß des Baumes hin und her
und frisst die Früchte ohne Maß
(dort gibt’s im Herbst auch leicht
Wiesen mit Kühen oder Pferden).
Auf einmal ist die Bühne wie leer.
Losungen mit Kirschkernen werden
morgen, wo der Fuchs verschwand,
für dessen Besuch die Zeugen sein –
Voll Leidenschaft und alle Tage neu
Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
Dichterkreis Jagdlyrik im BJV, Ausgabe 2019 (Dezember 2018)
par O Theobald | Déc 17, 2018 | Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
Geregnet hat es den ganzen Tag.
Winde haben nachgelassen.
Dichtes dunkles Falllaub am Waldesrand
mit hellen gelben und grünen Flecken,
wo neulich noch eine Wiese lag.
Zwei Stück Rehwild tauchen im nassen
Bild wie erstarrt auf vor der Eichenwand
und den spärlich gewordenen Hecken.
Sie scheinen, links was wahrgenommen
zu haben hinter den hohen Ästen.
Immer schwerer wird’s, sie anzusprechen.
In einer guten Viertelstunde
wird wahrscheinlich auch alles verschwommen
sein, und wie bei müden Gästen,
wenn man die Gespräche unterbrechen
soll, gehn alle Lichter zugrunde –
Voll Leidenschaft und alle Tage neu
Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
Dichterkreis Jagdlyrik im BJV, Ausgabe 2019 (Dezember 2018)
par O Theobald | Déc 17, 2018 | Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
In Deutschlands Osten leben jetzt
die letzten wilden Trappen.
Sie kämpfen um ihr Einstandsgebiet,
wo bunte Wiesen, mit Insekten für
die Küken, wachsen
und wo, wie hinter geschlossener Tür
entfernt von menschlichen Gaben,
sie den Schutz vor Räubern wie Dachsen
und Waschbären haben.
Seit Jahren vermehren sich
(nun auf mehr als hundert Stück geschätzt)
diese Tiere in Etappen,
was langsam geschieht,
aber sicher, hoffentlich –
Voll Leidenschaft und alle Tage neu
Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
Dichterkreis Jagdlyrik im BJV, Ausgabe 2019 (Dezember 2018)
par O Theobald | Déc 17, 2018 | Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
Bei uns sieht man die meisten
auf frisch gemähten Wiesen,
wo sie wie kleine Riesen
sich’s einfach gerne leisten,
mit Freude und Behagen
auf Schlange, Wurm und Maus zu jagen.
Doch heute sah ich einen
im Fluss, auf einem Ständer
so starr wie im Kalender.
Erst jetzt bin ich im Reinen
damit: An manchen Tagen
darf er auch seinen Namen tragen –
Voll Leidenschaft und alle Tage neu
Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
Dichterkreis Jagdlyrik im BJV, Ausgabe 2019 (Dezember 2018)
par O Theobald | Juil 4, 2018 | Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
Für Peter
Auf dem Weg zurück, zur frühen Morgenstunde,
höre ich ein Geräusch aus Wind und Federn im
Gebüsch: Der Auerhahn, auf den ich gewartet
habe! Ich will filmen, doch er kommt auf mich zu,
wird näher, immer näher, jede Sekunde
näher wie ein Ritter zwischen Erde und Him-
mel im Revier, der mich als Feind betrachtet
und beobachtet misstrauisch, was ich tu‘.
Prächtig sieht er aus, wenn er mit dem großen Stoß
und mit dem Balzkragen sich vorwärts bewegt
und völlig ohne Furcht vor Menschen ein Rad
schlägt. Einen Fichtenast mit Nadeln habe ich
zu meiner Verteidigung, doch erbarmungslos
schnappt er nach mir mit dem Schnabel. Gut aufgelegt
bin ich, dann zwickt er mich, bereit zu jeder Tat,
in den Finger. Es schmerzt wie ein Wespenstich
und blutet etwas. Er bleibt stehn. Ich nehme
Distanz, um bessere Aufnahmen zu machen.
Er dreht sich um in Richtung der hohen Tannen,
nimmt hie und da Steinchen auf und verschwindet.
Ich werde dieses trotzdem sehr angenehme
Treffen, das für mich auch zu den mannigfachen
Aspekten des Lebens passt, nicht verbannen,
weil’s fester mich mit der Ur-Natur verbindet –
Wem sprudelt der Becher des Lebens so reich …
Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
Dichterkreis Jagdlyrik im BJV, Ausgabe 2018(November 2017)
par O Theobald | Juil 4, 2018 | Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
Der Rüde kam,
die Beute nahm
er in den Fang
am steilen Hang.
Dann schnürte er
auf einmal sehr
geschwind nach links,
wo neuerdings
ich Morcheln fand.
Und dort verschwand
er hinterm Teich
im Schattenreich.
Kein Windhauch stört
das Bild. Man hört
nur, wie die Welt
zusammenhält –
Wem sprudelt der Becher des Lebens so reich …
Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
Dichterkreis Jagdlyrik im BJV, Ausgabe 2018(November 2017)