Die Farben der Natur sind nie wie aus

Die Farben der Natur sind nie wie aus

der Tube gedrückt: Die Töne sind

immer gemischt wie auf dem Schwanz des Pfaus,

mal dunkel, schmutzig, wo das Grobe rinnt,

 

mal grell und blitzleicht oder umrahmt

von den Wolken, Sonnen, Regenschauern,

die sich hier vermehren aber erlahmt

sind, wo auch Augenblicke dauern.

 

Die Farben der Natur sind echte

Farben, die sich vom Leben ernähren,

also vom Ablauf versteckter Mächte,

die mit Schatten und mit Licht verkehren –

 

Von Wild, Wald und Waidmannsbildern

Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)

Dichterkreis Jagdlyrik, Ausgabe 2020 (Dezember 2019)

Das erste Mal, als ich ihn neulich sah,

Das erste Mal, als ich ihn neulich sah,
war ich sicher, dass er ein Reiher war.
Das zweite Mal bei Sonnenwetter
schien er mir jedoch viel heller zu sein:
ein Silberreiher allein und stolz –

Nach zwei Wochen war er immer noch da,
der Platz war scheinbar ohne Gefahr,
im Hintergrund ein Haufen Bretter,
davor zwei Felder im Dämmerschein
noch ungepflegt und farblos, rau, was sollt’s –

Dann wollt ich wissen (ich kam so nah
wie möglich an ihn heran), was wahr
war: War’s der eine? War’s sein Vetter?
Der Vogel schenkte mir klaren Wein
ein, denn er war (schwarz-weiß) ein Storch – aus Holz –

Von Wild, Wald und Waidmannsbildern
Lyrik und Prosa zu Jagd und Natur (Anthologie)
Dichterkreis Jagdlyrik, Ausgabe 2020 (Dezember 2019)

Frühlingsreiher

Im saftigen Hellgrün der wieder
wachsenden Wiese schreitet
ein Graureiher auf der Suche
nach Beute. Den Gräsern, die

schon bis zur Hälfte seiner Ständer
reichen, gelten seine Versuche,
wie nach einem Tageskalender
Insekten und Mäuse zu finden.

Doch später fliegt er mit den Winden
zur nächstgelegenen Moor-
landschaft, lässt sich dort nieder,
wo Wasser ist, und bereitet
sich langsam auf die Magie
der nächsten Jagdstunden vor –

Neudammerin
Die Jagd
Jahrbuch für Jagdkultur und Geschichte im ländlichen Raum
Nummer 04/2019 (Dezember)

Im Schwarzen der Nacht geboren

Im Schwarzen der Nacht geboren

kam heute Morgen um zwei

ein Fuchs, der nach Beute suchte, vorbei,

der Garten war noch nicht gefroren.

 

Doch kaum im Lampenfeuer

schnürte er ins Dunkle zurück.

Einmal mehr blieb er ein scheuer

Jäger nach dem Zufallsglück –

 

Der Wildhüter

Mitteilungsblatt für Naturschützer, Berufsjäger, Jagdaufseher, Jäger und Falkner

Jahrgang 2019, Nr. 4 (Dezember)

Heute früh auf dem Weg zur Alm

Heute früh auf dem Weg zur Alm
Begegnung mit einem Krummen,
der aus dem Wald ins Feld
rückt, wo er seine Weide nimmt:

Er schneidet Gras ab, hat einen Halm
im Geäse, auf dem noch stummen
Bild der erwachenden Welt,
die wieder alles bestimmt –

Der Wildhüter
Mitteilungsblatt für Naturschützer, Berufsjäger, Jagdaufseher, Jäger und Falkner
Jahrgang 2019, Nr. 3 (September)